Drei Fragen an Marina Weisband (1/3): der Klimawandel

1. Frage:

wir stehen ja möglicherweise zum ersten Mal vor einem vom Menschen verursachten, erheblichen Eingriff in unsere Natur, Stichwort “Klimawandel”. Laut Wikipedia schätzt man die Zeit, bis die Natur das Klima von allein um ein Grad reguliert, aus der Erdgeschichte auf ca. 10000 Jahre.

Und auf solch einen Zeithorizont abgebildet geht die Temperatur jetzt grade senkrecht nach oben, und dann wird die Kurve doch höchstens abflauen, aber das geht alles nicht so schnell.

Xing-Marina-Weisband

würdest du unter der Voraussetzung, dass es sich doch bewahrheitet, davon ausgehen, dass sich die Menschen irgendwann weltweit zusammenschließen werden, um diese Katastrophe doch noch abzuwenden?

oder glaubst du, dass sich Gruppen bilden wo zum Beispiel wir in Deutschland sagen “ja, das ist ein großes Problem”, und andere machen weiter, holzen den Regenwald ab, heizen was das Zeug hält mit veralteten Anlagen und dreckigem Öl und Kohle, weil sie sich sagen “wir wollen Wohlstand, und eure Luxusprobleme interessieren uns einen Scheiss”, vielleicht auch aus berechtigten Gründen.

Also bisher sind ja alle Klimakonferenzen mehr oder weniger gescheitert, und es könnte doch genau daran liegen, dass die Menschen immer erst handeln, wenn etwas passiert ist, aus ihrer Erfahrung heraus. Und dann gibt es keine einfache Antwort auf das Problem. Es ist ja ein sehr menschliches Verhalten.

Wie ist deine Meinung dazu?

Marina Weisband:

1.) “hm, ich überlege gerade, du hast ja grad das Mikro, also stell doch bitte noch deine zweite Frage. Ich kann mir das merken, ist kein Problem!” (sic!!)

(Menge lacht)

[habe dann die Frage der Bedeutung des Internets aufgeworfen. Sie wollte es so! Hier zunächst die Antwort auf Frage eins, Marina frei drauf los.]

“So, das Mikro. Also zu deiner ersten Frage. Aus psychologischer Sicht muss ich dir da ganz klar sagen, der Mensch neigt zur Gruppenbildung. Und wo eine Gruppe ist, da muss es Menschen außerhalb geben, also Gegengruppen oder Einzelne, ‘Radikale’. Der Mensch lebt in sozialen Netzwerken, ob man das Internet nimmt oder was anderes, und man sucht Gleichgesinnte. Und von daher kann es diesen Zusammenschluss definitiv nicht geben. Es wird immer Menschen geben, die weiter den Regenwald abholzen und verbrennen. Da kann man fast nichts machen.

[denkt kurz nach – wollte sie es so nicht stehen lassen?]

Aber ich möchte noch eine Überlegung anstellen. Nimm mal Kriege: da sind die Menschen weltweit ganz überwiegend zu der Meinung gekommen, dass das keine gute Sache ist. Also das gibt es heute einfach nur noch sehr selten, im Vergleich zu vor 500 Jahren. Damals sind die Menschen ja noch mit Begeisterung in den Krieg gezogen und waren insgesamt viel “brutaler” aus heutiger Sicht.

Oder nimm mal Naturschutz als Grundwert, das war noch vor 30, 40 Jahren absolut radikal, “Quatsch”, und hat sich heute bei allen Parteien CDU, SPD, FDP usw. durchgesetzt, dass man die Natur schützen muss und dass die Idee an sich richtig ist.

Von daher kann das nicht passieren, dass alle Menschen gleicher Meinung sind oder absolut das Gleiche wollen oder gleich handeln. Es kann höchstens sowas geben wie einen Konsens, der sich langsam durchsetzt und den dann die allermeisten befolgen.

Aber wenn ich dich richtig verstehe, würde es ja genügen wenn 80 oder 90% der Menschen dabei mitmachen, und dann halte ich das schon für möglich.

Man muss halt immer überlegen was man tun kann, und das ist ja nicht so einfach für den einzelnen, aber wenn wir alle ein bisschen tun, dann sind wir hier alle auf dem richtigen Weg.


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8 thoughts on “Drei Fragen an Marina Weisband (1/3): der Klimawandel

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  2. Die Menschheit weiß seit über 120 Jahren wie das mit der globalen Temperatur funktioniert und dass man mit dem CO2 aufpassen muss, weil das ein paar Hunderttausend Jahre braucht bis es wieder verschwindet, wenn erst einmal zu viel in der Luft ist.

    Seit den 1930ern kann man den Klimawandel messen. Seit Ende der 1960er ist die Sache auf der politischen Agenda.

    Die Menschheit hat sich doch schon lange entschieden.

    2017 lag die Wahrscheinlichkeit bei etwa 1%, dass man es noch schaffen kann, die Klimaziele zu erreichen. (ok, das war 2013 noch nicht bekannt 😉 )

    Wenn man die Fakten anschaut, dann ist das Menschenbild von Marina irgendwie sehr superoptimistisch. Die Menschen haben sich bis heute auch nicht umentschieden und seit 2013 doch plötzlich etwas signifikant für das Stoppen des Klimwandels getan. Eher im Gegenteil.

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